In der Nacht zog ein Gewitter über Thun. Um 3.42 Uhr entstand ein seltenes Phänomen: ein Blitz, der sich gleichzeitig an drei Stellen entlud – darunter direkt in den See vor Gwatt. Ich fotografierte den Blitz von meinem Balkon in Heiligenschwendi aus.

Die Blitzortung bestätigte, dass es sich um eine einzige Entladung mit mehreren Verzweigungen handelte. Die Stromstärke lag bei rund –12 Kiloampere. Wenige Minuten später folgte ein weiterer, extrem heller Einschlag mit etwa –85 Kiloampere, der das Bildfeld überstrahlte.

Das Bild wurde im Thuner Tagblatt gedruckt, der zugehörige Onlineartikel ist hier einsehbar.

Der Zeitungstext vom Thuner Tagblatt:

Der Donnerstagmorgen machte am Thunersee seinem Namen alle Ehre. In den frühen Morgenstunden dürfte es im Raum Thun so manchen aus dem Schlaf gerissen haben. Mit einem gewaltigen Knall und gleißendem Licht entlud sich kurz vor 4 Uhr ein Blitz über Thun, bevor der Himmel bald nach sämtlichen Schleusen öffnete.

Es sei schon eine beachtliche Energiemenge gewesen, die sich da entladen habe, bestätigt Philippe Gyarmati. Der Meteorologe und Hydrologe, der für das Bundesamt für Umwelt arbeitet, ist ein echter Gewitter-Fan. Unzählige Blitze hat er schon fotografiert, noch im Mai war er dafür in den USA unterwegs. Und so lag er auch in der Nacht auf den 26. Juni auf seinem Balkon in Heiligenschwendi auf der Lauer und sah das angekündigte Unwetter auf der Gegenseite des Sees des Thunersees zuckend und grollend von der Stockhornkette heran­ziehen.


Ein Blitz – drei Einschläge

Um 3.42 Uhr gelang ihm mit Stativ und 30 Sekunden Belichtungszeit ein spektakuläres Bild: An gleich drei unterschiedlichen Stellen schlug der Blitz gleichzeitig ein, unter anderem direkt in den Thunersee vor Gwatt. Gemäss der Blitzortung seiner ehemaligen Kollegen von Meteo Schweiz mit einer Stromstärke von –12 Kiloampere, was einem «normalen Blitz» entspreche.

Um 3.46 Uhr folgte der nächste Blitz mit drei Einschlägen, und der hatte es in sich, wie man auch am Donner habe hören können. «Eine der Entladungen erfolgte direkt hinter der Lachenstation und war so hell und so nah, dass das Bild durch die starke Überbelichtung unbrauchbar wurde», sagt Gyarmati. Die gemessene Stromstärke habe in diesem Fall beträchtliche –85 Kiloampere betragen.


Keine Schäden gemeldet im Kanton Bern

Die Stromstärke beschreibt die Menge an elektrischer Ladung (in Volt angegeben), die pro Sekunde fliesst. In diesem Fall 85’000 Ampere. Zum Vergleich: Die Stromstärke der 100-Watt-Glühbirne wird mit 0.43 Ampere angegeben. Durch ein einzelnes Leiterseil einer Hochspannungsleitung kann laut Wikipedia eine Stromstärke von maximal 2000 Ampere transportiert werden.

Schäden hat das Gewitter in der Nacht auf Donnerstag trotz intensiver Einschläge keine hinterlassen. So seien laut Mediensprecherin Jessica Friedli keine Meldungen bei der Kantonspolizei eingegangen.